Buchhalter sind Mörder: taz-Titel zum Bundesgerichtshofurteil zur Verantwortung von KZ-Bediensteten

Es gibt Tage, da kann ich mich als Seite-1-Redakteur mit meine eigenen Idee nicht durchsetzen. Heut zum Beispiel hätte ich gern die Schlagzeile „Buchhalter sind Mörder“ genommen – schon wegen der Anspielung auf Kurt Tucholsky.

Aber die Mittagskonferenz hatte Bedenken. Zwar gab es einige KollegInnen, die mir zustimmten, dass das ganz klar die bessere, knalligere Überschrift sei. Aber die große Mehrheit plädierte dann doch für die zurückgelehntere Zeile „Die Schuld des Buchhalters“.

Inhaltlich ging es um das Urteil des Bundesgerichtshofs, nach dem noch doch alle Mitarbeiter des einstigen Vernichtslagers Auschwitz wegen Beihilfe zum Mord verurteilt werden können – auch der Buchhalter, der nur das den Juden abgenommene Geld verwaltet hat. Unser Rechtsexperte Christian Rath berrichtet ausfürhlcih darüber. Und Holocaust-Experte Klaus Hillenbrand kommentiert.

Sehr froh und überrascht war ich, als mir die Fotoredakteurin Petra Schrott tatsächlich das Bild eines Büros in Ausschwitz anbieten konnte. Ich hatte gedacht, das sei mal wieder der übliche Wunsch des Einser-Redakteurs, der sich nicht in den Archiven finden lässt.

Meine anderen Zeolenvorschläge waren übrigens „Beihilfe zum Massenmord“ (was sehr sachlich das Urteil des Gerichts widergegeben hätte) oder „Die Schuld der Schreibtischtäter“, um auszudrücken, dass auch diejenigen, die „nur“ bei der Verwaltung des Holcoaust beteiligt waren, eine Mitschuld tragen. Aber da der Begriff „Schreibtischtäter“ doch klar mit denjenigen verbunden ist, die den Massenmord akribsich am Schreibtisch geplant haben, sind wir davon abgekommen. Außerdem muss man diesen Begriff gar nicht explizit nennen, das Bild unter der Schlagzeile führt ja fast automatisch dahin.

Wir haben dann noch länger diskutiert, ob die Seite schöner, klarer, besser aussähe, wenn man Zeile und Foto mit einer rahmenden Farbe unterlegt. Ich fand schon, aber auch da wurde ich von Fotoredakteurin und Layouterin überstimmt.

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verboten hat dann noch versucht, sich zu Donald Trump zu äußern, der bei Twitter verkündet hat, dass Millionen illegal bei der US-Wahl für Clinton gestimmt hätten.

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