„Die große Puppe, die Tiefflieger und das dämliche, gelbe Drops“: Die Geschichte einer Flucht

Diesen Text habe ich eigentlich gar nicht geschrieben. Allenfalls aufgeschrieben. Und das große Glück war, dass ich schnell geschaltet und den Aufnahmeknopf meines Handys gedrückt hatte, als meine Mutter ihn erzählt hat, an einem sonnigen Oktobersonntag am Wohnzimmertisch meiner Eltern.

Sie hat erzählt von ihrer Flucht im Frühjahr 1945, mit dem Zug von Eberswalds nach Westen (wie ich immer dachte), tatsächlich aber in den Norden nach Schleswig-Holstein, wie ich nun erfuhr. In einen Kuhstall mit frischem Heu.

Es ist diese Geschichte, die mir mal wieder zeigt, wie wenig fremd uns das Schicksal der tausenden Flüchtlinge sein sollte, die derzeit nach Deutschland kommen, weil die meisten von uns genau solche Fluchtgeschichten in der eigenen Familie haben dürften. Auch wenn sie bisher wenig – wie ich – oder gar nichts davon wissen.

Umso glücklicher bin ich, dass dieser Text nun in der Weihnachtsausgabe der taz erscheint. Vielleicht ist er Anregung für weitere, ähnliche Gespräche.

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Eine viel längere Fassung, samt aller Details, den Einwürfen meines Vaters und eine historische Kontextualisierung der Ereignisse (ich habe mittlerweile herausgefunden, dass die Flucht meiner Mutter am 20. April 1945  stattgefunden haben muss), ist mein diesjähriges Hauptweihnachtsgeschenk für meine Geschwister und ihre Kinder.

1 Kommentar

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Danke für den guten Text.
Wer bereit ist sich genau zurückzubesinnen wird feststellen das jeder von uns nur da ist wo er ist, weil jemand in seiner Familie in einer der zurückliegenden Generationen irgendwann ein mal fliehen musste.
Die sogenannte Wiege der Menschheit liegt halt nicht in Europa.

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