taz-Titel zum Ende des NSU-Prozesses

Es gibt Nachrichten, bei denen muss man nicht viele Worte machen. Am Mittwoch ging zum Beispiel nach fünf Jahren der Prozess gegen die rechtsextreme Terrorgruppe NSU zu Ende.

Titel man da mit dem Urteil? Ja, das wäre die eine Möglichkeit.

Ich habe mich für die andere entschieden und nochmals die Opfer in den Mittelpunkt, also auf die Titelseite gesetzt. Das ist nicht wirklich neu, aber eine klare Haltung.

Meine eigentliche Idee: nur die zehn Opfer zeigen, ohne Schlagzeile, ohne jeden Kommentar. Weil sich zehn gleichwertige Fotos nicht flächenfüllend auf einer #tazeins abbilden lassen, sind Lücken geblieben. Ich hatte sie mir als Herausforderung gedacht, als Ansporn nachzudenken – ohne Vorgabe worüber.

Bei der Titelseitenkonferenz kam es dann auch zu den von mir vermuteten Kommentaren: Die Lücken stehen dafür, dass nicht alles aufgeklärt ist. Oder  für eventuelle weitere, unbekannte Opfer.

Aber viele meinte eben auch: sieht aus, als ob das was aus technischen Gründen fehlt.

Also haben wir einiges ausprobiert. Den Weißraum in der Mitte konzentriert, was als Sprachlosigkeit oder Schweigeminute gelesen werden konnte – aber schon wieder auch als technischer Fehler.

Wir hatten die Lücken auch nach linksoben und rechtsunten, also ans Anfang und ans Ende gesetzt und wieder änderte sich die Aussage: diesmal war es wirklich „nur“ eine gut layoutete Homage an die Opfer.

Aber die Spannung fehlte. Also sind wir wieder zurückgegangen zur Anfangsversion mit den Lücken und haben am Ende doch noch eine kleine, dezente, leise Überschrift reingesetzt. Ganz unten hält sie die Seite zusammen – und verweist zudem auf einen eindrucksvollen Essay von Fatma Aydemir, der auf der Seite 3 steht.

 

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