Unser Waffe sind Buchstaben: taz-Solidaritätstitel für die Kollegen der türkischen Zeitung Cumhuriyet

An manchen Tagen muss man einfach noch eine Schippe drauflegen. Heute zum Beispiel. In der Türkei sind der Chefredakteuer und ein Dutzend weitere Mitarbeiter der regierungskritischen Zeitung Cumhuriyet festgenommen worden. Vorwurf: Unterstützung von Terrorismus. Das ist offensichtlich hanebüchener Quatsch und nichts als ein weitere Angriff auf die Pressefreiheit in der Türkei.

Und somit für uns Anlass, ein Zeichen der Solidarität zu setzen.

Cumhuriyet, so viel wusste ich schon, heißt übersetzt ins Deutsche: Republik. Der Titel „Rettet die Republik“ lag somit für mich auf der Hand, weil es tatsächlich bei der Attacke auf die Presse nicht nur um eine Zeitung, sondern mal wieder um die ganze türkische Gesellschaft geht. Ich habe dann die taz-Kollegin Fatma Aydemir  gebeten, den Satz „Rettet die Republik“ ins Türkische zu übersetzen:

Cumhuriyet’i kurtarın.

Die Buchstaben habe ich von unserer Repro-Abteilung groß setzen und ausdrucken lassen (Danke, Daniela!) und dann statt der Mittagskonferenz, bei der normalerweise über die Titelseite diskutiert wird, die KollegInnen zum Solidaritätsfoto zusammengetrommelt, das dann Karsten Thielker gemacht hat. Erst hatten wir die Idee, das Foto auf den taz-Balkonen zu machen – so wie wir es einmal im Jahr zur Bewerbung der taz-Genossenschaft machen. Aber dafür hat die Größe der auf DIN-A-3-Papier gedruckten Buchstaben nicht gereicht. Wir haben uns stattdessen in den Räumen der Online-Redaktion gestapelt, weil dort

Meine wichtigste Aufgabe dabei: Die Buchstaben in der richtigen Reihenfolge verteilen und nochmal Korrektur lesen.

Die Titelseite hat sich dann fast von allein ergeben. Unser Chefredakteur Georg Löwisch hat den Leitkommentar geschrieben. Und auf den folgenden Seiten berichten unser Istanbul-Korrespondent Jürgen Gottschlich über die Lage in der Türkei, Martin Kaul über politische Reaktionen in Deutschland, Fatma Aydemir über die Bedeutung und Geschichte der Cumhuriyet. Und Ali Celikkan, Cumhuriyet-Jorunalist, der gerade zu Gast bei der taz ist, schreibt darüber, wie es ist, in der Türkei nach dem Putschversuch im Juli noch für eine kritische Zeitung zu schreiben. All das findet sich nun am Dienstag in der taz.

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