Dies ist mal kein Text von mir, sondern eine Einladung – zum Vorbeikommen. Gern aber auch, um darüber in anderen Medien als der taz zu berichten:
Stolpersteinverlegung für
Max, Anna und Ruth Anschel
und Lesung im Rahmen von DENK MAL AM ORT
am 10. Mai 2025
zwischen 10.30 und 13.00 Uhr:
Elisabethkirchstr. 5 in Berlin-Mitte
Max Anschel wohnte seit 1936 mit seiner Frau Anna und der gemeinsamen Tochter Ruth in der Elisabethbethkrichstr. 5 in Berlin-Mittel. Bis zur Pogromnacht 1938 betrieb das Paar eine Schokoladengroßhandlung. Der Jude Max Anschel war durch seine Ehe mit der Katholikin Anna Anschel lange vor Deportation geschützt. Die Familie musst aber bereits seit 1933 Repressalien erleben. Mehrfach wurde ihr Geschäft durch SS-Mitglieder drangsaliert, bevor es 1938 eingestellt werden musste. Anna Anschel versuchte sich mit Kleinhandel über Wasser zu halten. Max Anschel musste Zwangsarbeit leisten.
Im Januar 1944 kam es während einer der Bombenangriffe auf Berlin zum Eklat. Zwei als Luftschutzwarte tätige Nachbarn verweigerte Max Anschel den Zutritt zum Luftschutzkeller im Nachbarhaus. Weil das Paar dagegen protestierte, wurde Max Anschel im Februar 1944 von der Gestapo verhaftet. Er war spätestens ab Juli 1944 in Auschwitz, wurde von dort im Oktober 1944 ins KZ Stutthof deportiert, wo er am 22. 11. 1944 ums Leben kam.
Ruth musste als „Halbjüdin“ die Schule wechseln und wurde auch bei einer Kinderlandverschickung von Mitschüler:innen und Lehrer:innen drangsaliert.
Anna Anschel wurde kurz vor Kriegsende von einem der Nachbarn, der für die Verhaftung ihres Mannes verantwortlich war, mit dem Tode bedroht, damit sie nicht gegen ihn aussagen könne.
Anna und Ruth Anschel lebten noch bis Mitte der 60er Jahre in der Wohnung an der Elisabethkirchstraße. Wiederholt wurden sie von ihren Nachbar:innen als Lügner:innen bezeichnet, wodurch sie phasenweise sogar den Status als Opfer des Faschismus aberkannt bekamen. Freunde der Anschels bezeichneten das Wohnhaus als „Nazinest“.
Durch einen Eintrag auf der Webseite mappingthelifes.org erfuhr der Journalist, dass die Familie Anschel dort lebte, wo er heute wohnt. Er recherchierte die ganze Geschichte der Anschels und veröffentlichte sie im November 2024 in einer sechsteiligen Text- und Podcast-Serie auf taz.de/MaxAnschel.
Die von ihm beantragten Stolpersteine für die Familie werden nun an dem Wochenende verlegt, an dem sich das Ende des Nationalsozialismus zum 80. Mal jährt.
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe Denkmal am Ort wird Gereon Asmuth am gleichen Tag von 10.30 Uhr bis 13 Uhr aus den Texten zu Max Anschel und seiner Familie lesen.
Erstmals wird dabei auch die Erinnerung der damals 14-jährigen Ruth vorgetragen, die sie 1945 nach Kriegsende in einem Lebenslauf aufgeschrieben hat.
Die Verlegung der Stolpersteine ist für 11.10 Uhr geplant.
Die Initiative DENK MAL AM ORT lädt seit 2016 jährlich dazu ein, die Geschichte des Nationalsozialismus an Originalschauplätzen zu erleben. Meist werden sie von sehr lokalen Recherchegruppen präsentiert.
Die Veranstaltungen von DENK MAL AM ORT finden jedes Jahr an einem Wochenende statt, das um den Jahrestag der Kapitulation der Städte Frankfurt, München, Berlin und Hamburg liegt. In Berlin finden sie in diesem Jahr am 10. und 11. Mai statt. Das gesamte Programm finden Sie hier.
Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei.