Warum die Hospitalisierungsrate ein äußerst unbrauchbarere Indikator für Corona-Maßnahmen ist. Ein Thread

Hier folgt einn Thread, in dem ich auf Twitter die problematische Datenlage bei der Hospitalisierungsinzidenz erläutert habe:

Nach dem Bundestag hat auch der Bundesrat beschlossen, dass die Zahl der wegen #Corona in Kliniken aufgenommenen Patienten die wichtigste Messlatte für schärfere Maßnahmen sein soll. Doch die vom Robert-Koch-Institut errechnete #Hospitalisierungsrate ist ein zunehmend schlechter Indiaktor.

Die #Hospitalisierungsinzidenz muss durch teils Wochen verspätete Nachmeldungen nach oben korrigiert werden. Bereits in den vergangenen Woche hatte ich auf Twitter prognostiziert, dass die Tagswerte rund 70% zu niedrig sind. Mittelweile musste sie teils um bis zu 95% hochgesetzt werden.

Das geht aus den neusten Zahlen hervor, die das @RKI auf seiner Seite mit wöchentlich aktualsierte Grafiken zu CoronaTrends veröffentlicht.

In der animierten Grafik sieht man, dass die Kurve der tägliche gemeldeten Werte (gelb) deutlich unter der auf der CovidTrend-Seite veröffentlichten Kurve (orange) liegt, in die Nachmeldungen eingeflossen sind. Aber auch diese ist bei den neusten Werten zu niedrig.

Bisher war auch ich davon ausgegangen, dass die tägliche #Hospitalisierungsrate dennoch nützlich sein könnte, weil es weniger auf absolute Zahlen, als auf ihre Veränderung ankommt. Doch selbst die lässt sich nicht mehr sicher aus den tagesaktuellen Werten ablesen.

Denn die Zahl der Nachmeldungen ist sehr unterschiedlich. Einzelne Tageswerte der #Hospitalisierungsrate wurden vom #RKI im Laufe von 3 Wochen „nur“ um 67%, mehrere jedoch um rund 88%, einer gar um 95% nach oben korrigiert.

Wie die #Hospitalisierungsrate aufgrund einer solche Datenlage zur wichtigsten Messlatte für #Corona-Maßnahmen werden soll, erscheint mit schlichtweg schleierhaft. Aber vielleicht kann Jens Spahn ja nochmal erklären, wie er sich das genau vorstellt.

Weitere spannende Zahlen zur #Impfeffizienz finden sich im #CoronaWochenbericht des Robert-Koch-Instituts. Daraus lassen sich Inzidenzen für die 35. Kalenderwoche getrennt nach Geimpften und Ungeimpften errechnen.

Demnach sind in der 35. Kalenderwoche gegen #Corona Geimpfte 7,1 mal seltener an #Covid19 erkrankt als Ungeimpfte. Sie sind 16,3 mal seltener ins Krankenhaus und 17,3 mal seltener auf eine Intensivstation gekommen.

Zum besseren Verständnis: die Inzidenzen beziehen sich auf jeweils 100.000 Geimpfte bzw. Nicht- oder nicht vollständig Geimpfte. So lässt sich die Effektivität der Impfung gut beurteilen.

Es handelt sich NICHT um die üblicherweise genannte Inzidenz bei #Corona-Neuinfektionen. Dort sind die Unterschiede teils noch auffälliger. Aber man muss bedenken, dass Geimpfte auch seltener getestet werden. Diese Verzerrung entfällt bei Erkrankten und Hospitalisierten.

Nachtrag: die Kolleg:innen @c_endt und @elena_erdmann von @zeitonline sind nun zum selben Ergebnis gekommen – und klären auch über das Problem beim @rki_de auf.

 

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